Bääh!!! Artischocken – nein Danke. Nicht jeder mag Bitterstoffe oder besser bittere Lebensmittel. Diese haben manchmal einen schlechten Ruf in der Genusswelt – sind aber urgesund.

Schließlich enthalten bittere Lebensmittel zahlreiche pflanzliche Vitalstoffe.  Und die in ihnen enthaltenen Bitterstoffe tragen zu einer gesunden Verdauung bei.

Daraus lässt sich schließen, dass Bitterstoffe wahrscheinlich auch dazu beitragen, einem Vitamin-B12-Mangel vorzubeugen. Aber der Reihe nach:

Vitamin B12

Vitamin B12 ist wichtig für die Funktion des Nervensystems und für die Synthese der roten Blutkörperchen. Ein Mangel an Vitamin B12  kann deshalb zu neurologischen Schäden und Anämie führen.

Um dem vorzubeugen, sollten wir daher täglich  4  Mikrogramm (μg) Vitamin B12 aufnehmen. Das gelingt mit tierischen Lebensmitteln, vitamin-b12-angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungen.

Vitamin B12 ist wasserlöslich.  Das bedeutet, dass es sich in Wasser auflösen und durch den Blutkreislauf wandern kann. Der Körper kann Vitamin B12 mehrere Jahre speichern. Überschüssiges  Vitamin B12 wird über die Nieren ausgeschieden.

Egal ob in Fleisch, Fisch, Käse oder in Eiern:  In Lebensmitteln ist Vitamin B12 an Protein gebunden. Proteingebundenes Vitamin B12 können unsere Organe jedoch nicht verwerten. Daher wird Vitamin B12 im Magen von der Magensäure aus dieser Bindung frei gesetzt und anschließend an das so genannte R-Protein gebunden.

Während wir essen bilden die Belegzellen des Magens außerdem den Intrinsic Factor. Der Vitamin-B12-R-Protein Komplex und der Intrinsic Factor werden nun getrennt in den Dünndarm transportiert.

Jetzt löst das Verdauungsprotein Trypsin, das im Bauchspeicheldrüsensaft enthalten ist, Vitamin B12 aus dem R-Protein-Komplex. Vitamin B12 wird also erneut frei  und bindet an den Intrinsic Factor.

Der Intrinsic Factor hilft Vitamin B12 durch die Dünndarmschleimhaut in das Blut zu gelangen. Mit Hilfe von Transportproteinen wird Vitamin B12 dann über das Blut zu allen Zellen und zur Leber gebracht und seinen vielfältigen Aufgaben zugeführt.

Bitterstoffe

Bitterstoffe sind chemisch gesehen eine heterogene Gruppe. Bitterstoffe haben außerdem klingende Namen. Sie heißen zum Beispiel Cynarin, Intybin, Naringin, Sinigrin, Gluconasturtiin.

Lebensmittel mit Bitterstoffen sind…

  • Salat: Radicchio, Rucola, Löwenzahn
  • Kräuter: Bohnenkraut, Dill, Kerbel, Koriander, Estragon, Oregano
  • Gemüse: (wilde) Artischocken, Chicorree, Auberginen, Rosenkohl, Brokkoli
  • Getreide: Hirse
  • Obst: Grapefruit, Aprikose, abgeriebene Schale von Zitrusfrüchten
  • Tee: Kamille, Salbei, Melisse, Schafgarbe, Enzianwurzel, Wermut
  • Gewürze: Kümmel, Muskat, Kurkuma, Lorbeerblätter und Zimt.
  • Sonstige: Kaffee, Kakao, Bitterschokolade (99% Kakao), Bier

Es ist aber nicht so, dass ein bitteres Lebensmittel alle derzeit bekannten  Bitterstoffe enthält. In der Regel kommen in jedem bitteren Lebensmittel ein- oder zwei vor.

Naringin ist zum Beispiel in Grapefruit enthalten oder Cynarin  in Radicchio und Chicoree.

Starke Partner: Bitterstoffe und Vitamin B12

Für die Aufnahme von Lebensmittel-Vitamin-B12 in den Körper ist wichtig, dass sowohl Magensäure gelockt als auch  Bauchspeicheldrüsensaft sezerniert wird – sonst rauscht Vitamin B12 proteingebunden und unverwertbar durch den Darm.

Sind ausreichend Verdauungssäfte verfügbar,  kann proteingebundenes Vitamin B12 freigesetzt, also vom Körper verwertet werden.

Für unsere Vitamin-B12-Versorgung ist es daher interessant, wenn wir zu den Mahlzeiten Vitamin-B12-reiche Lebensmittel mit Lebensmitteln kombinieren, die verdauungsfördernde Bitterstoffe enthalten.

  • Frühstück: Hirse-Porridge mit Joghurt und Früchten
  • Mittagessen: Putenbrust, Reis und Rosenkohl
  • Abendessen: Vollkornbrot mit Butter und Emmentaler, 1 kleiner Rucolasalat
  • Snacks: Bitterschokolade (99% Kakao),Joghurt, Aprikosen
  • Getränke: schwarzer Kaffee, Tee, Mineralwasser

Vitamin-B12-Mangel vorbeugen

Um die Sekretion der Verdauungssäfte anzuregen und für eine gezielte Optimierung der Vitamin-B12-Aufnahme helfen außerdem Kräuter-Schnäpse, Bitterkräuter-Tropfen oder Bitterkräuter-Granulate.

Die Kombination bitterer Lebensmittel mit Vitamin-B12-Lieferanten  dient also der Gesundheitsprävention. Sie ist eine Chance, kann dir aber keine Garantie geben, dass du keinen Vitamin-B12-Mangel entwickelst.

Wenn du deine Vitamin-B12-Blutwerte wissen möchtest, solltest du deinen Arzt konsultieren und ihn um einen Bluttest bitten. Als erste Screening-Alternative bietet sich auch ein Vitamin-B12-Selbsttest für zu Hause an.

Falls du bereits einen Vitamin-B12-Mangel hast: Nimm ihn ernst und verlasse dich zur Behebung nicht alleine auf die Kombination bittere Lebensmittel mit Vitamin-B12-Lieferanten.

Die Behandlung eines Vitamin-B12-Mangels gehört in die Hände eines erfahrenen Therapeuten. Zumal nicht immer mangelhafte Ernährung die Ursache für einen Vitamin-B12-Mangel ist. Sondern dahinter können auch manifeste Aufnahmestörungen oder erbliche Veranlagung stecken:

Alles über Vitamin-B12-Aufnahmestörungen

Auf einen Blick: Bitterstoffe und Vitamin B12

Die Verdauungssäfte befreien das wasserlösliche Vitamin B12 aus seiner Bindung an Lebensmittel-Proteine (im Magen) und  an den R-Faktor (im Dünndarm) – nur so können wir Nahrungs-Vitamin-B12 überhaupt verwerten.

Bitterstoffe aus Gemüse, Obst, Früchten, Kräutern, Gewürzen, Getreide und Getränken regen die Sekretion der Verdauungssäfte an – und deshalb auch die Vitamin-B12 -Verdauung.

Die Kombination urgesunder, bitterstoffhaltiger Lebensmittel mit Vitamin-B12-haltigen Lebensmitteln  trägt somit zu einer guten Vitamin-B12-Versorgung über die Nahrung bei.

 

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Foto: ValentinaG/Shutterstock.com

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Zusammenfassung
Artikelname
Wieso Bitterstoffe die Vitamin-B12-Aufnahme fördern
Beschreibung
Bittere Lebensmittel haben einen schlechten Ruf in der Genusswelt. Dabei tragen sie mit ihren Inhaltsstoffen zu einer gesunden Verdauung bei, fördern die Vitamin-B12-Aufnahme und helfen, einem Mangel vorzubeugen. Der Beitrag erklärt wieso.
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Dieser Beitrag wurde zuletzt geändert am August 30, 2020 1:13 pm