Ein aufgetriebener Bauch, Magengrummeln, Blähungen und Durchfälle nach Trinken eines Glases Milch. Diesen Symptomen kann eine Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) zu Grunde liegen. Der Betroffene verträgt also den Milchbestandteil Laktose nicht und sollte bestimmte Lebensmittel meiden, darunter auch einige Milchprodukte. Weil es sich dabei um gute Vitamin-B12-Quellen handelt, wirft das die Frage auf, ob der Bedarf an dem lebenswichtigen Vitamin dann noch gedeckt ist. Meine Antwort lautet „Ja“. Aber lies selbst:
Ursachen
Personen mit Milchzuckerunverträglichkeit fehlt das Verdauungsenzym Laktase völlig oder teilweise. Dieses Enzym spaltet den Milchzucker in seine Einzelbestandteile Glucose und Galaktose, die anschließend in das Blut gelangen. Laktase kommt in der Schleimhaut des Dünndarms vor. Wird der Milchzucker nicht gespalten, gelangen größere Mengen in untere, mit Bakterien besiedelte Darmabschnitte, der Milchzucker dient den Bakterien, die hier siedeln, dann als Nährsubstrat. Während sie den Milchzucker verarbeiten, entstehen große Mengen an Gasen und organischen Säuren. Außerdem strömen große Mengen Wasser in den Darm.
Formen
primäre Laktoseintoleranz
Abhängig vom Zeitpunkt des Auftretens der Laktoseintoleranz unterscheiden Experten zwei Formen: der angeborene Laktasemangel ist eine seltene, erbliche Stoffwechselkrankheit. Außerdem gibt es den physiologischen Laktasemangel, der nach dem Abstillen des Säuglings beginnt. Dabei geht die Laktase-Aktivität mit zunehmendem Alter gegen null zurück: Laktoseintoleranz kann im Alter von 20 Jahren bereits auftreten aber auch erst mit 60 Jahren. Diese physiologische Form der Laktoseintoleranz ist weltweit verbreitet, in Deutschland sind 15% der Bevölkerung betroffen. Im Bauplan des Menschen war ursprünglich nicht vorgesehen, dass Erwachsene die Säuglingskost trinken. Mit dem Abstillen verloren unsere Vorfahren die Fähigkeit, Milchzucker im Darm zu spalten, also Milch zu verdauen. Erst mit der Einführung der Viehwirtschaft in Europa entwickelten die Menschen durch Mutation ein Gen, das die Produktion von Laktase im Darm von Erwachsenen möglich machte.
sekundäre Laktoseintoleranz
Der Laktasemangel begleitet eine andere Erkrankung, wie zum Beispiel Zöliakie oder Morbus Crohn. Diese Form kann in jedem Alter auftreten. Wenn die auslösende Erkrankung abgeheilt ist, geht auch die Laktoseintoleranz zurück.
Diagnose
Feststellbar ist die Laktoseintoleranz relativ leicht, mittels eines Milchzuckerbelastungstests oder mittels Gen-Test. Für die Ernährungstherapie ist dann noch wichtig, zu ermitteln, welche Menge der Betroffene zu einer einzelnen Mahlzeit verträgt. Dies geschieht mit einer dreistufigen Testdiät. Denn nur selten ist der Enzymdefekt so ausgeprägt, dass bereits Laktosemengen unter 3g pro Mahlzeit zu Unverträglichkeitsreaktionen führen. Beschwerden treten oft erst bei Laktosemengen von über 12g auf.
Behandlung
Ernährungstherapie
Das Prinzip der Ernährungstherapie besteht darin, den Verzehr von Milch und -produkten sowie von Lebensmitteln, die solche enthalten, einzuschränken. Sauermilchprodukte wie Joghurt, Dickmilch oder Kefir enthalten relativ große Mengen Milchzucker, aber empfindliche Personen vertragen sie häufig gut. Schließlich stecken in ihnen zusätzlich Milchsäurebakterien, die im Darm größere Mengen des Milchzuckers abbauen. Ähnliches gilt für viele Käsesorten: Bei der Käseherstellung wird der Milchzucker durch Fermentation weitgehend abgebaut.
Es ist für die Vitamin-B12-Versorgung von Bedeutung, wenn bei Lactoseintoleranz Sauermilch- und Käseprodukte verzehrt werden können, da hierdurch ein Teil oder der gesamte Tages-Bedarf (4 Mikrogramm) gedeckt werden kann. Sauermilchprodukte sorgen außerdem für eine gesunde Darmflora.
Auch verarbeitete Lebensmittel können Milchzucker enthalten. Wer empfindlich reagiert, der sollte immer die Lebensmittel-Zutatenliste lesen. In Deutschland müssen laut Gesetz alle Zutaten eines Lebensmittels auf der Verpackung stehen, beginnend mit der Zutat, die am meisten enthalten ist und endend mit der Zutat, die in der geringsten Menge vorkommt. Auch die Bestandteile von zusammengesetzten Zutaten sind auf der Verpackung zu deklarieren.
Allerdings gibt es einige Ausnahmen, die für einen hochgradig laktoseempfindliche Patienten wichtig sind: Alle zusammengesetzten Zutaten in Lebensmitteln, für die kein Zutatenverzeichnis vorgeschrieben ist, schließt der Gesetzgeber von der Kennzeichnungspflicht aus. Dazu gehören zum Beispiel Käse und Joghurt. Für Kräuter- und Gewürzmischungen sowie für manche Zutaten, die im EU-Gemeinschaftsrecht geregelt sind, gilt die 2% – Regelung. Sie besagt, dass Hersteller Laktose, die zu weniger als 2% im Endprodukt enthalten ist, nicht deklarieren brauchen. Bei Lebensmitteln mit langem Mindesthaltbarkeitsdatum, wie zum Beispiel Gewürzmischungen, kann Laktose enthalten sein, ohne, dass sie gekennzeichnet ist.
Vorsicht ist auch bei allen unverpackten Lebensmitteln geboten, beispielsweise bei Eis aus der Eisdiele oder in frischem Brot vom Bäcker. Darüber hinaus enthalten Medikamente häufig Laktose, der Patient kann den Arzt oder den Apotheker nach laktosefreien Alternativen fragen.
Spezielle Lebensmittel
Experten entwickelten Convenience-Produkte für Personen, die gegen Laktose empfindlich sind:
Laktase-Präparate
Ein Verzicht auf milchzuckerhaltige Speisen und Getränke ist bei Verwendung Präparaten, die Laktase enthalten, nicht notwendig. Es gibt die Präparate in Apotheken und Drogeriemärkten zu kaufen, als Kaudragees oder als Schlucktabletten und in unterschiedlichen Dosierungen, je nach Bedarf. Sie übernehmen die Funktion des fehlenden körpereigenen Enzyms. Diese Produkte kann Ihr Patient zu den Mahlzeiten einnehmen, sie ermöglichen in der Regel den beschwerdefreien Genuss von Milch und Milchprodukten. Das stellt dann auch die Versorgung des Körpers mit allen in der Milch enthaltenen essentiellen Nährstoffen, Mineralien und Vitaminen sicher. Hierzu gehören neben Vitamin B12 insbesondere Eiweiß, Kalzium, Vitamin A, Vitamin D.
Laktosefreie Produkte
Supermärkte und Discounter bieten zahlreiche Produkte an, die als laktosefrei deklariert sind: Zum Beispiel Butter, Kekse, Riegel, Milch, Quark und Camembert. Sie sind meist teurer als normale Lebensmittel.
Und Betroffenen können sich den Aufpreis sparen: Beispielsweise Butter enthält nur eine geringe Menge an Laktose: 0,1g pro Esslöffel.
Fazit
Laktoseintoleranz ist ein gängiges Problem, das leicht in den Griff zu bekommen ist sofern Betroffene sich danach ernähren. Weil Sauermilchprodukte und einige Käsesorten auch bei Laktoseintoleranz noch gut vertragen werden, ist die Vitamin-B12-Versorgung dann normalerweise gesichert.
Wer meint, kann zusätzlich auf Laktasepräparate oder auf laktosefreie Produkte zurück zu greifen, einmal, weil er dann frei von unangenehmen Bauchbeschwerden ist und weil er sein Risiko, wegen der Unterversorgung mit Vitamin B12 aus dem Verzicht auf Milch und -produkte als Spätfolge eine Anämie oder eine periphere Neuropathie zu entwickeln.
Die sichere Alternative zur Deckung des Vitamin-B12-Bedarfs bei Laktoseintoleranz ist eine hochwertige Nahrungsergänzung mit Vitamin B12.
Kanntest du die Laktoseintoleranz bereits?
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Teil 2: Vitamin B12 und Laktoseintoleranz – Die richtige Kost
Foto: AndrewLozovyi/depositphotos.com
Dieser Beitrag wurde zuletzt geändert am Dezember 9, 2020 8:18 pm
Uh ich bin Laktose Intolerant und ich bin es durch eine Magen Op. Das ist nämlich auch eine Ursache für diese
Krankheit. Und meine Symptome sind etwas anders als du sie beschreibst. Das klingt bei dir so lieb und
erträglich. Ich habe Durchfall, mein Kreislauf sackt total ab und ich habe Schmerzen die unfassbar und beschreiblich sind.
Mein Arzt meinte schon, dass ist alle normal, aber wenns doller wird muss ich bei so einem Anfall ins Krankenhaus.
Auch die laktase Tabletten sind keine gute Lösung. Ich kann sie nehmen und manchmal klappen sie einfach nicht.
Eine Bekannte von mir muss 50.000er Tabletten nehmen oder beim Anfall für eine Woche ins Krankenhaus.
Ich bin bei 16.000 Einheiten Laktase und diese Krankheit ist kein Zuckerschlecken.
Hab ein wundervolles Wochenende.
xoxo Vanessa