Vitamin B12 bei Schmerzen?
Inhalt
Viele Menschen leiden unter chronischen Schmerzen und suchen nach Wegen, sich von der Pein zu befreien. Nicht selten geraten sie dann in die Abhängigkeit von Schmerzmitteln und leiden an den Nebenwirkungen.
Seit Vitamin B12 in den 1940ern isoliert wurde, beschäftigt Experten daher die Frage, wie der Quicklebendigmacher hilft, Gelenk- und Nervenweh auf sichere Weise zu überwinden. In einer Übersichtsarbeit stellen Wissenschaftler vom Desert Clinic Pain Institute in San Diego (CA) jetzt die neuesten Erkenntnisse vor: [1]
Tierstudien
Tierstudien zeigen, dass Vitamin B12 bei Schmerzen wirksam ist – was die Regeneration von geschädigten Nerven und was die Hemmung von schmerzsignalisierenden Stoffwechselwegen im Körper angeht. Die Ergebnisse deuten außerdem an, dass es Vorteile hat, Vitamin B12 kombiniert mit Schmerzmitteln wie nichtsteroidalen Entzündungshemmern und Opiaten zu verabreichen.
Humanstudien
Klinische Studien, in denen Patienten hohe Dosen Vitamin B12 erhielten, zeigten, dass der Vitalstoff bei der Behandlung von Rückenschmerzen und Neuralgien wirksam ist. Allerdings bedarf es auf diesem Gebiet weiterer Forschung. Außerdem ist offen, welches Behandlungsschema das Beste ist, auch im Hinblick auf Nebenwirkungen und auf die allgemeine Sicherheit der Behandlung:
Schmerzen mit Vitamin B12 behandeln: Die Risiken
Wissenschaftler warnen seit Langem, dass die Hochdosierung von Vitamin B12 das Risiko an Krebs zu erkranken erhöht, was einen Schatten auf seinen Einsatz als Mittel bei Schmerzen wirft: Weil es dann in Dosen weit über der Risikoschwelle von 25 Mikrogramm pro Tag appliziert werden muss.
So beschrieb eine 2019 veröffentliche Forschungsarbeit, dass die Höhe des Vitamin-B12-Spiegels im Blut und das Lungenkrebs-Risiko zusammenhängen – und zwar unabhängig vom Geschlecht und ob Raucher oder Nichtraucher hohe Vitamin-B12-Dosen nehmen. [2]
2017 bemerkten Forscher, dass das Lungenkrebsrisiko bei Männern, die Vitamin-B6- und B12-Präparate nehmen, steigt.[3]
Erstmals vermutet, dass es eine Verbindung zwischen der hochdosierten Aufnahme von Vitamin B12, Folat und dem Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken gibt, wurde 2009.[4]
Fazit
Die Experten des Schmerz-Instituts schlussfolgern aus ihren Daten, dass Vitamin B12 bei der Behandlung von Rücken- und Nervenschmerzen unterstützend wirkt. Sie weisen außerdem darauf hin, dass es weiterer Studien bedarf, um zu klären, wie Ärzte den Vitalstoff am besten einsetzen.
Bei überschüssiger Vitamin-B12-Aufnahme aus Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln treten bei gesunden Personen keine Nebenwirkungen auf, schreibt das Institute of Medicine.[5] Trotzdem empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung, höchstens 25 µg pro Tag aus Supplementen aufzunehmen.
Im Hinblick auf das Krebs-Risiko sollten Patienten mit chronischen Schmerzen Vitamin B12 nicht auf eigene Faust hochdosieren. Besser ist, sich beraten zu lassen. Und die tägliche Aufnahme auf den Bedarf abzustimmen: in vielen Fällen reicht die Zufuhr in ernährungsüblichen Mengen (4 Mikrogramm).[6] Zum Beispiel bei Vitamin-B12-Aufnahmestörungen oder wenn ein Mangel besteht, ist die Hochdosierung aber unumgänglich.
Vitamin B12 statt Schmerztabletten – hättest du’s gedacht?
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Vitamin B12 für Gefloxte. Ist Sidea B12 mehr als nur ein Vitamin?
[1] Buesing S, Costa M, Schilling JM, Moeller-Bertram T. Vitamin B12 as a Treatment for Pain. Pain Physician. 2019 Jan;22(1):E45-E52.
[2]Fanidi A, et al. Is high vitamin B12 status a cause of lung cancer? Int J Cancer. 2019 Sep 15;145(6):1499-1503.
[3] Brasky TM, White E, Chen CL. Long-Term, Supplemental, One-Carbon Metabolism-Related Vitamin B Use in Relation to Lung Cancer Risk in the Vitamins and Lifestyle (VITAL) Cohort. J Clin Oncol. 2017 Oct 20;35(30):3440-3448..
[4] Ebbing M, Bønaa KH, Nygård O, Arnesen E, Ueland PM, Nordrehaug JE, Rasmussen K, Njølstad I, Refsum H, Nilsen DW, Tverdal A, Meyer K, Vollset SE. Cancer incidence and mortality after treatment with folic acid and vitamin B12. JAMA. 2009 Nov 18;302(19):2119-26.
[5] Institute of Medicine. Food and Nutrition Board. Dietary Reference Intakes: Thiamin, Riboflavin, Niacin, Vitamin B6, Folate, Vitamin B12, Pantothenic Acid, Biotin, and Choline. Washington, DC: National Academy Press, 1998.
[6] NVS II, 2008; Männer nehmen im Schnitt 5,8 Mikrogramm Vitamin B12 pro Tag auf, Frauen 4 Mikrogramm.
[mit unaufgeforderter Werbung]
Foto: scribbles-toons/depositphotos.com
Comments (4)
Liebe Bettina,
als ich den Anfang gelesen habe, dachte ich gleich: Yeah, das wäre doch für meinen Mann mit seinen Rückenschmerzen etwas – er scheint da wieder eine Entzündung zu haben. Aber da das ja nur mit ärztlicher Rücksprache genutzt werden soll, bin ich von meiner Anfangsidee gleich wieder abgewichen 😉 Danke für die Aufklärung.
Huhu Tamara, sehr gerne 🙂 ja, Vitamin B12 könnte bei Rückenschmerzen was sein, in den Studien wurde es in pharmazeutischen Dosen gegeben / gespritzt und es braucht wohl noch mehr Forschung, bis man weiß, welches Behandlungsschema Sinn macht. Trotzdem: Ein Versuch ist es wert, ihr könnt die tägliche Vitamin-B12-Aufnahme ermitteln und aufstocken, so dass dein Mann auf 4 Mikrogramm täglich kommt, also es bedarfsdeckend aufnimmt. Vielleicht tut sich was und wenn nicht, schadet es nicht. Oder den Vitamin-B12-Status mal vom Arzt testen lassen, ob es Handlungsbedarf gibt. Lies mal bei Annette und Vanessas Kommentar von den Lipstickbunnies finde ich auch sehr interessant, beide berichten von Schmerzlinderung im Zusammenhang mit Vitamin B12, liebe Grüße Bettina
Wie oft ich über dieses Thema mit meinen Patienten diskutieren muss. Wenn sie sich dann durchgerungen haben den Bluttest bei mir zu machen und ihre defizitäre Lage erkennen, sind sie dann ganz kleinlaut. Nach einigen Vitamin B12 Spritzen kann dann oral substituiert werden und sie spüren schnell eine Veränderung in der Schmerzwahrnehmung.
Alles Liebe
Annette
Liebe Annette,
vielen Dank für deinen Kommentar – hat diese mangelnde Compliance deiner Patienten nicht evtl. damit zu tun, dass der Test zusätzliches Geld kostet, ebenso wie die Spritzen? Vielleicht wollen die Leute einfach sparen und denken, du willst Geld verdienen? Was ja völliger Blödsinn ist… Dass dir das Phänomen mit den nachlassenden Schmerzen bekannt ist, finde ich interessant, es bestätigt mir, dass es Sinn machte, das Thema aufzugreifen. Wobei es in den Studien hier noch weitergeht, die Überlegung ist, Vitamin B12 unabhängig vom Versorgungsstatus als Schmerzmittel einzusetzen, statt nebenwirkungsreicher und süchtig machender Schmerzmittel. Um nicht wieder ein Desaster à la Opioidkrise zu erleben…
Herzlichen Gruß
Bettina