Vegane Ernährung geht ohne Vitamin-B12-Pharma
Inhalt
Vegane Ernährung bedeutet, nur noch Obst, Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Nüsse, Kräuter und Samen zu essen.. Ein Trend: Immer mehr Menschen in Deutschland ernähren sich so: Sie entscheiden sich mit dem Herzen für diese Ernährungsweise – manchmal aber auch aus gesundheitlichen Gründen.
Veganer decken ihren Bedarf an Vitalstoffen mit Pflanzen. Das geht bei den Meisten sehr gut. Ausgerechnet beim Vitamin B12 aber nicht.
Das lebensnotwendige Vitamin kommt hauptsächlich in den abgelehnten tierischen Lebensmitteln vor. Um gesund zu bleiben, müssen Veganer Vitamin B12 ergänzen.
Vitamin B12 macht quicklebendig.
Vitamin B12 ist wichtig für die Synthese der roten Blutkörperchen. Außerdem ist es Bestandteil von Zellmembranen und trägt zum Aufbau der Myelinscheiden bei. Die Myelinscheiden schützen die Nerven.
Darüber hinaus wird Vitamin B12 für den Aufbau von Hormonen und Botenstoffen benötigt.
Vitamin B12 trägt auch dazu bei, Homocystein und Stickstoffmonoxid zu entgiften.
Vitamin-B12-Geschichte
Die Geschichte von Vitamin B12 beginnt in den 1920er Jahren. Forscher entdeckten, dass Hunde perniziöse Anämie überleben, wenn sie rohe Leber fressen.
Das erste kommerziell erhältliche Medikament zur Behandlung der perniziösen Anämie kam 1930 auf den Markt. Es hatte Vitamin B12 als Hauptbestandteil. Man gewann dieses Medikament aus der Leber von Schlachttieren und es blieb bis circa 1970 auf dem Markt.
Die chemische Synthese von Vitamin B12 gelang erstmals Anfang der 1970er Jahre. Der nächste Entwicklungsschritt war, Vitamin-B12 auf biotechnologischem Wege herzustellen.
Diesen veralteten Wissens-Stand, das Vitamin B12 auf biotechnologischem Weg hergestellt wird, scheint die FAZ zu haben. In der Headline eines FAZ-Beitrags über Mangelernährung steht: Vegan geht nicht ohne Pharma. Aber die Forschung ist längst weiter: Vegane Ernährung geht ohne Pharma:
Ein Standbein, das die Natur für unsere Vitamin- B12 -Versorgung eingerichtet hat, könnte möglicherweise die Synthese im Darm sein. Sowohl in unserem Dickdarm als auch in unserem Dünndarm stellen Mikroorganismen Vitamin B12 her.
Aus dem Dickdarm findet Vitamin B12 niemals den Weg in den Stoffwechsel, möglicherweise aber aus dem Dünndarm. Die Forschung hierzu steckt jedoch in den Kinderschuhen und der endgültige Beweis steht noch aus.1,2
Als weiteres Standbein finden wir in der Natur Pflanzen, die bioaktives Vitamin B12 enthalten: Chlorella-Algen und Sidea-Quecken.
Chlorella-Algen
Chlorella ist eine weltweit vorkommende, einzellige Süßwasseralge. Diese Alge ist als vegane Quelle für bioverfügbares Vitamin B12 bekannt.
Eine finnische Studie zeigte bereits 1995, dass der Konsum von Chlorella-Algen mit höheren Serum- B12 -Konzentrationen bei Veganern verbunden ist – verglichen mit Veganern, die keine Algen essen.
Wer seinen Vitamin- B12 -Spiegel mit Chlorella-Algen auffüllen möchte, der braucht aber keine rohen Algen essen. Es gibt zum Beispiel Chlorella-Algen-Pulver mit bioaktivem Vitamin B12. Die Zucht-Algen synthetisieren Vitamin B12 allerdings nicht selber. Sie leben in Symbiose mit Vitamin- B12-bildenden Bakterien.
Der Wermutstropfen:
Als maritimes Produkt ist dieses Chlorella-Algen-Pulver nicht jedermanns Geschmack. Auch kann die Einnahme von Chlorella-Algen-Pulver gelegentlich zu Unwohlsein und Verdauungsstörungen in Form von Durchfall, Verstopfung oder Blähungen führen.
Ein Grund dafür ist, dass unsere kulturelle Prägung den Geschmack und die Verträglichkeit eines Lebensmittels beeinflusst. Chlorella ist deswegen für unsereins hier weniger geeignet.
Sidea-Quecken
Quecken gehören botanisch zu den Süßgräsern. Gärtner und Landwirte kennen Quecken als Unkraut, dem nur schwer beizukommen ist. Für eine spezielle Queckensorte ist nachgewiesen, dass sie auf gesunden Böden eine Lebensgemeinschaft mit Knöllchenbakterien eingeht.
Die Knöllchenbakterien versorgen die Quecken mit dem für ihr Wachstum wichtigen Stickstoff und produzieren außerdem reichlich Vitamin B12. Die Quecken assimilieren dieses Bakterien-B12 in ihrem riesigen Wurzelwerk.
Nach der Ernte können Queckenwurzeln von Erde befreit, getrocknet und in einem zum Patent angemeldeten Verfahren zu B12-Granulat oder Kautabletten verarbeitet werden.
Queckenwurzeln wurden in Deutschland während der Hungersnot im 1. Weltkrieg gemahlen. Mit dem Mehl wurde dann Quecken-Brot gebacken. In Asien werden sie im Salat verzehrt und sie galten früher als Futterpflanze für Tiere (Schafe).
Darüber hinaus ist die Quecke eine wertvolle Heilpflanze: Queckenwurzeltee hilft aufgrund seiner wertgebenden Inhaltsstoffe vor allem bei Nieren- und Blasenproblemen. Nebenwirkungen beim Verzehr von Queckenwurzeln sind nicht bekannt.
Vegane Ernährung ohne Pharma
Gesunde Erwachsene haben laut aktueller Ernährungsempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung einen Tagesbedarf von 4 ug. Verwenden Veganer konsequent Speziallebensmittel zum Beispiel aus Sidea-Quecken können sie ihren Vitamin- B12 -Tagesbedarf auf natürlichem Weg decken.
Der andere Weg wie vegan ohne Pharma geht wäre, auf Vitamin B12 schlichtweg zu verzichten. Das mag zu Beginn der veganen Ernährungsweise gut gehen, wenn man sich von Mischkost auf pflanzenbetonte Ernährung umstellt und die B12-Speicher eventuell noch gefüllt sind.
Berichtet wird von Indern, die vegan leben und gut mit Vitamin B12 versorgt sind: Die Frage ist, ob ein Veganer die mangelhaften hygienischen Verhältnisse von denen vermutet wird, dass sie dahinter stecken, leben möchte. Und ob er sich darauf verlassen möchte, dass diese Berichte auch stimmen.
Ansonsten – und da hat die FAZ wiederum Recht – führt die freiwillig gewählte Vitamin- B12 -Mangelernährung ohne Substitution von B12 zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen.
Auf den Punkt gebracht
Gesunde vegane Ernährung lässt sich entgegen der Aussage der FAZ auch ohne Pharma realisieren.
Veganer müssen aber aufgrund der Besonderheit, dass zum Beispiel Vitamin B12 fast nur in den von ihnen gemiedenen tierischen Lebensmitteln vorkommt, unbedingt Vitamin B12 substituieren: Sonst kommt es auf die Dauer zu lebensgefährlichem Vitamin-B12-Mangel.
Vitamin B12 ergänzen ist mit Pulver aus Chlorella-Algen möglich (das aber Nebenwirkungen haben kann und als maritimes Produkt nicht jedermanns Geschmack ist) oder mit Sidea (aus Queckenwurzeln).
Beide Pflanzen – Chlorella-Algen und Queckenwurzeln – liefern bioaktives Vitamin B12, das in der Natur von Mikroorganismen synthetisiert wurde, die mit ihnen in Symbiose leben – nicht dagegen auf biotechnologischem, industriellem Weg. Allerdings sind Chlorella-Algen für unsereins weniger geeignet.
Literatur
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- Albert MJ, Mathan VI, Baker SJ. Vitamin B12 synthesis by human small intestinal bacteria. Nature. 1980 Feb 21;283(5749):781-2 >>> https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7354869
- Baker SJ. Contribution of the microflora of the small intestine to the vitamin b12 nutriture of man. Nutr Rev. 1981 Mar;39(3):147-8 >>> https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7290546
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Comments (23)
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[…] Bettina Halbach studierte Diplom-Ökotrophologie, informiert auf ihrem Blog ur-gesunde Ernährung und war schon als Ernährungsexpertin in diversen Fernsehsendern aktiv. Hier findet ihr den ersten Beitrag, mit dem Bettina wirklich zufrieden war und der ihr viel bedeutet: Vegane Ernährung geht ohne Vitamin B12 Pharma […]
Sehr spannendes Thema! Ich nehme seit einiger Zeit Chlorella (das hier) ein, vor allem in Smoothies schmeckt es mir am besten. Vegan lebe ich erst seit 2 Jahren und habe eigentlich noch nie Vitamin B12 supplementiert. Im Blutbild stimmen die Werte.
Alles Liebe,
Sarah
Danke 🙂 ich habe deinen Link mal verfolgt, sehr interessant zu lesen! liebe Grüße Bettina
Grundsätzlich sollte ja jede Ernährung ohne Zusatzstoffe auskommen. Für uns ist vegan keine fixe Alernative aber ich esse immer mal ganz gerne auch vegan.
Lasse dir liebe Grüße da.
Catrin von https://www.cookingcatrin.at/
Hallo Catrin, danke 🙂 J man sollte auf kurze Zusatzstofflisten achten, Clean Eating – und ab und zu ein Stück Fleisch in der Pfanne und ab und zu eben nicht, ich finde das völlig in Ordnung … liebe Grüße Bettina
Hallo Bettina,
auch wenn ich weder Vegetarier noch Veganer bin, ist es doch immer wieder interessant, was so alles hinter der Ernährung stecken kann. Allerdings muss ich auch zugeben, dass es mir persönlich viel zu kompliziert wäre, auf diese ganzen Punkte zu achten. Bewusst und mit Genuss ernähren ja gerne, daraus täglich eine Wissenschaft machen, eher nicht 😉
Aber danke für die tolle Aufklärung.
Besten Gruß
Henrik von Fernweh-Koch
Fernweh-Koch bei Pinterest
Huhu Herr Fernweh-Koch Henrik, ich musste lachen als ich deinen Kommentar las, klar dass Genuss bei dir im Vordergrund steht und dass sollte es auch grundsätzlich – neben allem Rechnen: Das Zahlenwerk hinter der Ernährungswissenschaft ist riesig, sehr technisch, sehr kalt … umso besser, dass es deinen schönen Blog und deine Rezepte gibt, in denen ich zu gerne stöbere 😉 liebe Grüße Bettina
Liebe Bettina,
vielen Dank für den interessanten Beitrag.
Veganer kenne ich nicht so viele in meinem Bekanntenkreis. Mehr Vegetarier.
Aber ich finde auch, dass man als nicht Veganer immer wieder auf Vegane Gerichte greifen sollte. Gibt wirklich gute.
Queckenwurzeln kannte ich noch nicht, aber man lernt ja auch nie aus. 🙂
Lieben Gruß, Martina von Stielreich-blog
Hallo Martina, gerne 🙂 und ja, es macht Sinn, immer mal vegane Gerichte zu essen – genau das: die sind lecker … Queckenwurzeln sind ein Geheimtipp: Gibt es seit langem, als Tee. Das mit B12 ist wohl neuerdings entdeckt worden, muss so fünf bis zehne Jahre her sein, aber mein Respekt, wie man darauf überhaupt kommen konnte … lg Bettina
Sehr spannender Beitrag. Ich habe mich damit noch nie so wirklich auseinander gesetzt, aber man sieht und hört ja immer öfter, das sich viel für diesen Weg entscheiden. LG
Hallo Juila, danke für deinen Kommentar, freut mich dass mein Beitrag Anklang findet 🙂 – ja, immer mehr Menschen wenden sich veganger Ernährung zu, da bist du richtig informiert, liebe Grüße
Die Vegane Ernährung ist so vielseitig! Und ich glaube, wer sich bewusst dazu entscheidet diesen Weg zu gehen, der achtet auch mehr auf seine Gesundheit als viele andere… Wobei auch ich denke es gibt immer einen Weg über die Natur, denn was haben denn unsere Vorfahren gemacht als es noch keine Pharmaindustrie gab? … Wobei von Queckenwurzeln habe ich heute zum ersten mal gehört…
Wünsche dir noch einen schönen Tag!
Danke Catrin! J das mit den Queckenwurzeln ist spannend… Algen kannte ich auch schon lange. Auf die Wurzeln bin ich durch einen Kommentar von Herrn Vagedes gekommen, zum Beitrag Vegan geht nicht ohne Pharma von der FAZ. Er nennt Algen und Quecke als natürliche Möglichkeit, B12 zu ergänzen.. liebe Grüße !
So neu ist vegane Ernährung nicht. Meine Oma hat in den 1990er Jahren bereits an zwei bis drei Tagen in der Woche vegan gekocht und gebacken – geschmeckt hat es immer gut. Naja ein Trend ist es für mich nicht sondern eine ganz normale Form Speisen zuzubereiten.
Viele Grüße Kathy
Huhuh Kathy, J meine Oma hat auch schon vegane Rezepte gekocht, noch viel früher… Geburtsjahr 1904 … liebe Grüße
Danke für diesen Beitrag! Ich bin zwar nicht 100% vegan, aber es ist immer wieder wichtig auch Vorurteile aufzuheben. LG Claudia
Danke für deinen Kommmentar und gerne 🙂 j Vorurteile ausräumen das ist ein Ziel meines Beitrags… liebe Grüße
Spannend! Mein Kollege lebt schon jahrelang Vegan und ist echt oft krank… hab es immer auf die „einseitige“ Ernährung geschoben, aber vielleicht macht er einfach was falsch. Ich will eigentlich auch nicht urteilen, bewundere eher, dass man das so kann und möchte 🙂
Liebste Grüße,
Sarah von http://www.vintage-diary.com
Hallo Sarah, Danke für deinen netten Kommmentar und die Geschichte mit deinem Kollegen 🙂 Das täuscht, vegane Ernährung ist eigentlich sehr vielseitig, wenn man sich an die vegane Ernährungspyramide hält – aber es kann durchaus sein, dass er was falsch macht, also zum Beispiel dieses mit dem Vitamin B12 nicht beachtet … liebe Grüße Bettina